Die leichten Waffen der Stiftung Schröder und der Vereinigten Museen im Wasserschloss Neuenheerse

von Bettina Eller-Studzinsky

2008 - Jahrbuch Kreis Höxter (Seite 75 – 82)

Das ursprünglich an heiliger Stätte im Jahre 868 durch den dritten Bischof von Paderborn Luithard und seine Schwester Walburga errichtete und unter Reichsschutz durch Kaiser Ludwig den Deutschen stehende Kaiserliche Freiweltliche Hochadelige Damenstift wurde 1599 durch die Äbtissin Ottilie von Fürstenberg als Wasserschloss Heerse erneuert und als Kanonissenstift genutzt.

Neben umfangreichem Grundbesitz wurde auch dieses traditionsträchtige, vollständig renovierte Schloss, das aufgrund seiner Geschichte und des jetzigen Aussehens als ein Teil des Weltkulturerbes betrachtet werden muss, durch die Stiftung Schröder der Öffentlichkeit und den Bürgern von Neuenheerse geschenkt. Diese können nunmehr „mit Fug und Recht“ sagen: „Es ist unser Schloss“, das im Rahmen der Stiftung und der Museen den Bürgern zur Verfügung steht.

Generalhonorarkonsul Manfred O. Schröder Helga Schröder April 2007

Nachdem im letzten Jahrbuch Höxter an dieser Stelle die schweren Geschütze der Sammlung der Vereinigten Museen behandelt wurden, sollen in diesem Jahr die leichten Waffen im Mittelpunkt stehen. Durch den vielschichtigen Zugang zu diesem Thema, den der Bestand im Wasserschloss Heerse durch seine außergewöhnliche thematische Zusammenstellung bietet, können in der Ausstellung die sog. leichten Waffen auch im ethnographischen Vergleich betrachtet werden.

Pfeil und Bogen, Schild und Speer

Der Bogen gehört zu den ältesten Schusswaffen der Menschheit. Die Sammlung Schröder beinhaltet Bögen und Pfeile aus Afrika, aber auch aus Ozeanien. Vor allem der einfache Bogen ist vertreten also der aus einem Stück gearbeitete Bogenstab . Der hier gezeigte Bogen besitzt eine konische Spitze, an der durch Wicklung und Knoten eine Sehne aus gedrehten Pflanzenfasern befestigt ist. Häufig ist der Mittelteil auch bei den einfach gearbeiteten Bögen mit verstärkten Griffzonen versehen. Der abgebildete Köcher diente zur Aufbewahrung und zum Transport der Pfeile. Er besteht aus festem Leder und ist mit einem Deckel verschließbar, da die Hölzer und Naturfedern empfindlich gegen Nässe sind.Das Geschoss der Bogenwaffe ist der Pfeil. Ihn kennzeichnet die Spitze, die Stabilisation durch Befiederung und das Pfeilschaftende für den Kontakt mit der Sehne. Die Beispiele von Pfeilgeschossen aus Afrika in der Sammlung Schröder weisen unterschiedliche Herstellungsarten je nach Herkunft und Region auf. Es kommen noch vergiftete Pfeile im Köcher als Original vor. Als Beispiel sei hier die abgebildete dreieckige afrikanische Pfeilspitze mit langem Dorn, der im Holzschaft steckt und umwickelt ist, angeführt.Häufig ist an den Exponaten die Befiederung erhalten . Auch die Befestigung der Befiederung weist unterschiedliche Techniken auf. Die hier angeführten afrikanischen Beispiele zeigen eine Wickelbefestigung (links) und eine Bügelbefestigung (rechts).Unter den Schutzwaffen bzw. Rüststücken im Bestand der Vereinigten Museen dürfen die charakteristischen Schilde der Massai aus dem Süden Kenias und dem Norden Tansanias nicht fehlen. Die als Krieger und Viehhirten bekannten Massai benutzen Schilde in spitzovaler Form. Diese sind als Rahmenschilde mit extrem hartem Büffelhautüberzug konstruiert. Der Dekor der Vorderseite ist mit traditionellen Mustern versehen, die in ihrer individuellen Ausführung magische Abwehrfunktionen übernehmen sollen. Die tatsächliche Schutzwirkung der Bemalung ist jedoch eher auf die großflächig farbigen Muster zurückzuführen, welche die Aufmerksamkeit des Gegners wie eine Zielscheibe auf sich ziehen. Der abgebildete Schild besitzt eine Höhe von ca. 1 m . Traditionell sind die Bemalungen in roter, weißer und blauer Farbe ausgeführt. Auch das Staatswappen Kenias bildet ein von Löwen flankierter Massai-Schild mit zwei gekreuzten Speeren. Die Massai-Speere kennzeichnet ihr langgezogenes Blatt aus Metall.Mit zwei Schilden hat die Sammlung im Wasserschloss Neuenheerse eine weitere besondere Rarität aufzuweisen . Sie stammen aus Äthiopien und wurden von der Leibgarde des letzten Kaisers Haile Selassie (1892-1974) getragen. Die Schilde sind in Form von Schildkrötenpanzern gearbeitet. In der hier gezeigten Form stellen die Schilde zwar auch funktionale Rüststücke dar, dienten aber vor allem zu Repräsentationszwecken.

Schlag- und Wurfwaffen
Die ethnographische Sammlung der Stiftung Schröder, insbesondere der Teil über Papua Neuguinea und Melanesien beinhaltet auch mehrere typische Schnitzwerke der Fidschi-Inseln, deren Bewohner in früheren Zeiten als Kannibalen gefürchtet wurden. Es befindet sich unter den Waffen dieser Region sowohl die sog. Ananaskeule, als auch eine Art kinikini, ein flacher Schläger, der einer Schildform zur Abwehr von Pfeilen nachempfunden ist. In die afrikanische Abteilung gliedert sich das eindrucksvolle Wurfbeil des Volkes der Zande aus dem Sudan, das aus Eisen mit einer Kupferdrahtumwicklung gearbeitet ist . Die in großer Anzahl vorhandenen australischen Bumerangs gehören als Wurfhölzer ebenfalls in die Kategorie der Waffen.Ein wertvolles Tuareg Schwert ergänzt die Sammlung der Blankwaffen . Generalhonorarkonsul Manfred O. Schröder konnte es seinerzeit direkt von einem Einheimischen in Port Sudan am Suez-Kanal erwerben.

Blankwaffen der jagdkundlichen Abteilung
Bei den jagdlichen Blankwaffen aus dem europäischen Raum handelt es sich zumeist um Hirschfänger. Der Hirschfänger geht auf die bis ins 17. Jahrhundert gebräuchlichen Jagdschwerter zurück. Als Besonderheit weisen die Hirschfänger an der Parierstange eine Muschel als Stichblatt auf. Alle Teile der Waffe boten Raum für die dekorativen Ausgestaltung. Die Ausstellung zeigt eine große Vielfalt von Beispielen. Um 1900 datiert ein seltenes Stück, das für einen Schweißhundeführer bestimmt war. Der Hirschfänger besitzt eine schlichte Klinge mit einem Geweihstück als Griffhülse. Der Knauf ist in Form eines Hundekopfes ausgearbeitet. Er zeigt den Hannoverschen Schweißhund, diese Rasse ist auf die Hochwildjagd spezialisiert. Die Muschel zeigt eine Jagdszene.

Die Armbrust

Das Prinzip der Armbrust ist mit dem Bogen verwandt, die Sehne verläuft jedoch horizontal, wobei der Bogen auf einer Mittelsäule montiert ist. Die Kraft wird mit Hilfe einer Relaiskonstruktion gespeichert und durch Betätigung eines Abzugshebels freigesetzt. Die Beschleunigungskräfte, die auf das Geschoss wirken, sind stärker als beim Bogen. Es werden daher kürzere Projektile verschossen, die sog. Armbrustbolzen. Zum Spannen der Sehne waren bei entwickelteren Konstruktionen Spannhilfen in Form von Spannhaken oder Winden notwendig, was die Schussfrequenz gegenüber dem Bogen erheblich geringer erscheinen lässt. Die Armbrust im Bestand der Vereinigten Museen ist eine schwere Schweizer Armbrust Modell 1720/30. Der Ebenholzschaft besitzt eine ausgearbeitete Schaftkappe aus Buntmetall. Als Zubehör hat sich neben einem Bolzen der Spannhebel als Ladehelfer erhalten. Zum Spannen muss etwa 60 kg Zuggewicht aufgebracht werden.

Die Handfeuerwaffen und ihr Zubehör

Auch Feuerwaffen kommen in der jagdkundlichen Abteilung der Vereinigten Museen zur Präsentation. Mehrere Perkussions-Gewehre und Steinschloss-Pistolen aus historischem und aus ausstellungstechnischen und museumsrechtlichen Gründen nicht mehr schusstauglichen Bestand dokumentieren die technische Weiterentwicklung der leichten Waffen.Die ursprüngliche Form der Feuerwaffe ist der Vorderlader, bei dem Treibladung und Projektil durch die Mündung geladen wurden. Dabei entwickelte sich die Zündtechnik vom Luntenschloss mit brennender Lunte über das Steinschloss mit Funkenschlag durch einen Feuerstein bis hin zum Zündhütchen bei der sog. Perkussionswaffe. Die älteste Kurzwaffe der Sammlung ist eine Steinschlosspistole, die auf die Zeit um 1750 datiert wird . Die Schafteinlagen aus Bein und Metall und die Form des Griffs kennzeichnen diese Pistole als orientalische Einzelanfertigung. Die Technik der Steinschlosszündung wurde zu Anfang des 17. Jahrhunderts entwickelt und ersetzte bald die kompliziertere Mechanik des Luntenschlosses und des Radschlosses. Eine weitere orientalisch-nordafrikanische Waffe ist das Beduinen-Steinschlossgewehr. Um 1800 konstruiert, weist es einen sehr langen Lauf auf und ist mit zahlreichen farbigen Perlen verziert.Mehrere Waffen stammen aus der Zeit um 1850 und stellen Vertreter der mit Perkussionstechnik ausgerüsteten Schusswaffen dar. Eine Perkussions-Jagdbüchse stammt aus der Zeit um 1850/60 und wurde für den Förster Johann Georg Rief aus Reit hergestellt. Auf der Seitenplatte sind die Initialen des Büchsenmachers „A.P.“ eingraviert. Die Gesamtlänge beträgt 117 cm, die Lauflänge 81 cm. Mit der Waffe wurden Geschosse des Kalibers 18 mm verschossen.Den Übergang von der Perkussion zur Metallpatrone mit Zentralfeuer vertritt in der Neuenheerser Sammlung ein Werndel-Jagdstutzen aus der Zeit um 1865 . Die Waffe ist 93 cm lang und besitzt einen gezogenen Lauf von 55 cm Länge. Die Waffe mit einem 45er Kaliber war vor allem in Süddeutschland und Österreich verbreitet.Als Scheibenwaffe für den Gebrauch am Schießstand war das Perkussions-Scharfschützengewehr, Modell 1854/57 vorgesehen. Als Hersteller sind die Mauser-Werke in Oberndorf/Württemberg nachgewiesen. Es ist mit Stecher und einem speziellen verstellbaren Visier ausgerüstet. Weitere Kennzeichen sind der Bajonetthalter und eine besondere Schaftkappe.Der Umbau von Perkussionswaffen auf Hinterladerwaffen war eine übliche Methode, um nicht die gesamte Waffe bei der Umstellung auf die Metallpatrone austauschen zu müssen. Ein Beispiel stellt das Deutsche Gewehr, Modell 1869 dar. Mit einer Länge von 111 cm und einem 65 cm langen Lauf wurden Geschosse von 16 mm abgefeuert. Zum Vergleich der alten Technik mit der heutigen sind in der Ausstellung moderne Kugeln und Schrotpatronen in Schaukästen der Firma Dynamit Nobel ausgestellt.

Pulver- und Schrotbehälter
Vor der Entwicklung der modernen Munition benötigte der Schütze zum Laden der Waffe mit der Zünd- und Treibladung eigene Pulverbehälter, in denen das Pulver trocken aufbewahrt und zum Gebrauch möglichst genau dosiert werden konnte. Das Material war Horn, Holz, Bein oder Metall, auch gepresstes Leder fand Verwendung bis dieses Zubehör Mitte des 19. Jahrhunderts durch die Einführung der Metallpatrone für Hinterladerwaffen überflüssig wurde. Man unterscheidet allgemein zwischen den Standardpulverbehältern für das Militär und den teilweise kostbaren Einzelanfertigungen für den jagdlichen Gebrauch. Die jagdkundliche Abteilung beinhaltet eine große Anzahl von Pulver und Schrotbehältern, die zumeist aus dem Bereich der Jagd, teilweise auch aus militärischem Gebrauch stammen. Auch auf diesen Objekten zeigt sich die Gestaltungsfreude der Hersteller. So sei an dieser Stelle die zweigabelige Hirschhornpulverflasche exemplarisch herausgehoben, die ein typisches Jagdmotiv aufweist.Solche Formen waren besonders im 16. und 17. Jahrhundert beliebt. Im 19. Jahrhundert wurden in England und den USA bereits Behälter aus gepresstem Kupferblech industriell hergestellt. Auch solche Beispiele weist die Sammlung der Vereinigten Museen auf. Pulverflaschen aus Kuhhorn wurden sowohl militärisch als auch zur Jagd genutzt, wobei die Behälter für den militärischen Gebrauch in der Regel aufgrund der höheren Schussfrequenz ein größeres Fassungsvermögen hatten. Die Geschosse für seine Büchse goss der Waidmann und Schütze in der Regel selbst. Die Ausstellung dokumentiert dies mit einer Anzahl unterschiedlicher Kugelzangen, die aus zwei Teilen bestehen, die zusammengedrückt und mit Blei ausgegossen wurden. Beim Öffnen der Zange fiel das Geschoss heraus. Der Grat wurde mit einem Messer entfernt.

Wildererwaffe aus Altenbeken
Der Wildfrevel oder die Wilderei stellt seit jeher ein Problem für die Jagdschutzberechtigten dar. Da der Diebstahl von Wild zu Zeiten der feudalen Jagd gleichzeitig ein Delikt gegen die Obrigkeit war, wurde er mit schweren Strafen belegt. Bei der Begegnung von Forstbediensteten und Wilderern am Tatort kam es häufig für beide Seiten zu gefährlichen oder sogar tödlichen Schusswechseln. Vor dem Hintergrund einer zeitweise hungerleidenden Landbevölkerung wurden einige Wildschütze im 19. Jahrhundert auch romantisch zu Helden verklärt. Jedoch richteten Wilderer auch zu allen Zeiten mit nicht waidgerechter Vorgehensweise große Schäden und Leiden bei den bejagten Tieren an. Wildererwaffen weisen meistens individuelle konstruktive Merkmale auf, sind oft zerlegbar und gut zu verstecken. Ein bemerkenswertes Beispiel ging aus der hiesigen Region durch Schenkung in die Sammlung ein. Es handelt ich dabei um eine aus einem 98er Gewehrschaft und dem französischen System MAS 1934, Kal. 7,5 mm zusammengesetzte Waffe. Sie wurde 1944 bereits in der Revierförsterei Kluswiese in Altenbeken eingezogen.

Verwendete Literatur:

Connolly, Sean (Hg.): Enzyklopädie der Gewehre und Handfeuerwaffen. Wien 1997.

Feest, Christian F. und Janata, Alfred: Technologie und Ergologie in der Völkerkunde. 4. Aufl. Berlin 1999.

Harding, David (Hg.): Waffen Enzyklopädie. 7000 Jahre Waffengeschichte. Vom Faustkeil bis zur Cruise Missile. Stuttgart 2000.

Newton, Douglas (Hg.): Arts of the South Seas. München, London, New York 1999.

Nüßlein, Fritz: Das Praktische Handbuch der Jagdkunde. 13. Aufl. München 1990.

Stingl, Miloslav: Kunst der Südsee. Leipzig 1985.

Kobra-Ständer im Wasserschloss- Exponate aus Afrika, Asien und Mittelamerika

 

 

Neue Westfälische Nr. 226/39 - Bad Driburg Brakel

Neuenheerse. Davon, dass die Völker der Erde seit jeher kunstvolle, eigentümliche, schöne und auch komplizierte Gegenstände aus Holz anfertigen, kann man sich seit langem in den ethnographischen Ausstellungen im Wasserschloss Neuenheerse überzeugen

Jetzt hat ein hochrenommiertes Institut der Kulturstiftung Generalkonsul Manfred O. Schröder und Helga Schröder einen bedeutenden Teil einer Sammlung vons ogenannten Kobra-Ständern als Leihgabe überlassen, die zeigt, dass man sich diesen Objekten auch naturwissenschaftlich nähern kann.

Bei den Kobra-Ständern handelt es sich um beweglich geschnitzte Gestelle, die aus einem einzigen Stück Holz herausgearbeitet wurden. Die Oberteile sind häufig in Form von Köpfen ausgestaltet und es gibt eine entsprechende Anzahl von Füßen.

Den Mittelteil stellt ein verwobenes bewegliches Ineinandergreifen dar, bei dem das Erstaunliche dem Betrachter erst bewusst wird,wenn man sich die Anfertigung eines solchen Objektes vor Augen führt. Der Künstler braucht zur Herstellung eine ausgeprägte räumliche Vorstellung, die mit Kunst eben soviel zu tun hat wie mit Mathematik. Der Herausforderung, aus einem Stück mehrere ineinander bewegliche Teile zu schaffen, haben sich Kunsthandwerker auf verschiedenen Kontinenten gestellt.

Die Sammlung zeigt Stücke aus Afrika und aus Asien, jedoch auch Mittelamerika weist solche Gegenstände auf. Hier scheint es jedoch, trotz der Gemeinsamkeiten von Material und Idee, unterschiedliche Gestaltungsprinzipien zu geben.

Aus Pakistan etwa stammen Objekte mit einer geraden oder ungeraden Anzahl von Enden. Bis zu 14 Köpfe an einem Ständer können in der Ausstellung bestaunt werden.

Aus Afrika sind den Experten bislangnurStänder mit einer ungeraden Anzahl von Enden bekannt. Stücke mit drei Köpfen werden als three-head-unity, mit mehr Köpfen entsprechend als five-, seven-, nine-headunity usw. bezeichnet und symbolisieren den Zusammenhalt in einer Gemeinschaft. Auch die Bezeichnung Kobra-Ständer ist geläufig, die offenbar auf die schlangenartig verschlungene Struktur zurückgeht.

Als Gestelle für Schalen oder Unterteile für Tischplatten haben sie auch einen praktischen Nutzen. Ihre Faszination besteht jedoch in dem bemerkenswerten Herstellungsverfahren, das nicht immer zum Erfolg führt, wie das Beispiel eines unvollendeten Stückes in der Sammlung beweist.

Im Sonderausstellungsbereich Afrikanische Kunst im ehemaligen Torhaus des Wasserschlosses Neuenheerse hat die Sammlung ihren neuen Standort gefunden und kann im Rahmen der Museumsführungen besichtigt werden.

Bestand von Schloss und Museen sicher- Ehepaar Schröder erklärt die Sanierung nach 20 Jahren offiziell für abgeschlossen

Westfalen-Blatt Nr. 219 - Bad Driburg Brakel - Michael Robrecht

„Wir haben es geschafft!“ Helga und Manfred Schröder begutachten mit großer Freude das vollständig renoviert Schloss Neuenheerse. Viele Millionen Euro haben der Honorargeneralkonsul von Ghana und seine Gattin in das 400 Jahre alte frühere hochadelige Damenstift investiert. Das Ehepaar hat die Sanierungsarbeiten nach 20 Jahren jetzt offiziell für abgeschlossen erklärt. Eine großzügige Kulturstiftung sichert den Bestand von Schloss und Museen für die kommenden Jahrzehnte, betont das Ehepaar Schröder beim Jahresgespräch mit dem WESTFALEN-BLATT.

Die Stiftung Schröder hat das Kleinod der Öffentlichkeit und den Bürgern von Neuenheerse faktisch geschenkt. Diese können nun sagen: „Es ist unser Schloss, das uns Bürgern zur Verfügung steht“. Drei bis vier Gruppen sehen sich täglich Tausende von Gegenständen aus aller Welt an; vier Museumsführer sind im Einsatz. Schüler, Banker, Krankenhausmitarbeiter oder Kirchenvertreter; Die Besucher ist so bunt wie die Museen. Es gibt Kindergeburtstage im Schloss, und Ex-NRW-Justizminister Rolf Krumsiek feiert sein Wiegenfest im alten Stift, berichten die Schröders. Auch Trauungen in der alten Kapelle sind gefragt. Und wer denkt, Deutschlands dienstältester Generalkonsul und seiner Frau seien die Ideen ausgegangen, der irrt: „ Wir planen zur Zeit eine Gemäldegalerie für Werke aus dem
19. Jahrhundert“ sagt Manfred Schröder. Unermüdlich sind die beiden unterwegs, um für ihre einzigartigen Sammlungen zu werben und die Menschen nach Neuenheerse einzuladen.

15 000 Prospekte werden pro Jahr unters Volk gebracht. Und wenn die ehemalige Schlosseigentümerin Margot von Zitzewitz oder die Neuenheerser Patres zu Besuch kommen, dann staunen sie, was aus ihrem ehemaligen Anwesen Großartiges geworden ist. Das 1989 von den Missionaren vom Kostbaren Blut an das Ehepaar verkaufte
Wasserschloss Heerse mit Nebengebäuden befand sich vor 20 Jahren in einem desolaten Zustand. Teile des Schlosses waren baufällig. Zur Wiederherstellung war es erforderlich, umfangreiche Baumaßnahmen vorzunehmen, wie diese Zeitung immer wieder berichtet hat. 2003 wurde zum Abschluss eine Gesamtaußenrenovierung des Wasserschlosses Heerse vorgenommen.

Der gesamte Außenputz musste abgeschlagen werden. Das Dach mit den roten Sandsteinschieferplatten erhielt eine Generalüberholung. Sämtliche der 570 kleinen Fenster wurden überholt, fehlende oder gesprungene Scheiben ersetzt. Im Innern des Schlosses sind neue Heizungen verlegt worden; größere Räume für die Museen sind geschaffen worden. Die Zahl der Exponate hat die 20 000er Marke übersprungen. Die über die Gräfte führende, aus rotem Sandstein bestehende Brücke mit Brüstung musste generalüberholt werden. Desgleichen wurde die im Süden befindliche Terrasse mit den zwei Freitreppen und dem Freisitz mit den Brüstungen durch neue Plattierung und neue Isolierung mit Schweißbahnen generalüberholt. Die Gräfte-Mauern mussten an vielen Stellen neu errichtet werden. Ein Seminarraum wurde mit uralten, aus einem Dortmunder Bauernhaus stammenden Eichenbalken wohngerecht verkleidet, dekoriert und mit Original-Tischen und Stühlen aus dem Hofbräuhaus in München eingerichtet.

Eine mechanische Werkstatt wurde eingerichtet, desgleichen eine Schreinerei mit allen notwendigen Maschinen. Das Torhaus erhielt ebenfalls eine neue Heizung und eine Hausmeisterwohnung

so Manfred Schröder.

Die ehemalige Aula des Internats St. Kaspar im Dachgeschoss des Torhauses wurde auf 300 Quadratmetern zu einem Museumsraum mit 500 afrikanischen Schnitzereien und Skulpturen versehen. Hier ist auch ein Teil der Exponate untergebracht, die an die ehemalige kaiserliche Kolonialzeit erinnern. „Eine im nordischen Stil
ausgerichtete Kapelle zu Ehren des Hl. Hubertus haben wir 1999 errichtet, auch das gehört zum Gesamtprojekt Neuenheerse“, sagt Konsul Schröder. Vor der Kapelle steht ein Glockenturm.

Das Torhaus erhielt in zwei Phasen Anbauten durch ein für die Museen notwendiges Büro und 2005 durch die Hubertushalle in einer Größe von 300 Quadratmetern. Sowohl der nördliche als auch der südliche Hof wurden mit Kleinpflaster aus Granit aus der Türkei versehen. In einer erheblichen Größe erhielt auch der
nördliche Innenhof eine Basaltpflasterung von einer in Lippstadt aufgenommenen 200 Jahre alten Dorfstraße.
Das Ehepaar Schröder hofft auf viele neue Besucher, besonders, dass viele Schüler den Weg ins Schloss finden.