Ethnographisches Museum – Völkerkunde
Kulturzeugnisse aus allen Teilen der Erde geben Einblick in die Lebensweise zahlreicher Völker und erzählen von Kult und Religion, Jagd, Handwerk, Wirtschaft und Kunst.
Schmuck, Holzarbeiten und Webereien aus Afrika weisen hin auf das Denken und Fühlen der dortigen Ureinwohner: Arm- und Fußreifen aus Bronze und Elfenbein dienen als Statussymbol, Holzfiguren sind Andenken an Verstorbene oder verkörpern Wunschkinder. Masken finden in rituellen Tänzen Verwendung.
Auch heute noch pflegen die verschiedenen afrikanischen Völker ihre eigenen Traditionen. Auf dem Gebiet des neuzeitlichen Staates Ghana leben 52 verschiedene Völkergruppen, die sich nicht nur in ihren Sprachen voneinander unterscheiden.
Die Ewe sind berühmt für ihren Fischreichtum, die Ashanti für Goldvorkommen auf ihrem Stammesgebiet, welche lange Zeit auch ihre offizielle Währung bestimmten: Goldstaub in Metalldosen aufbewahrt und mit kleinen Gewichten aufgewogen. Heute sind die Ashanti bekannt für ihre in Gelbguss gefertigten figürlichen Darstellungen, für ihre farbenfrohen Kente-Webstoffe und Stickereien.
Zahlreiche afrikanische Völker stellen sich hier dem Betrachter in Handwerk und Kunst vor, wie Reichtum und Selbstverständnis der Ashanti, Glaube und Religion der Senufo, Kunsttraditionen der Ovambu.
Das Volk der Ashanti wird durch seinen König repräsentiert, auf den verschiedene Exponate hinweisen. Mit dem verstorbenen König Otumfu Opoku Ware II war Generalhonorarkonsul Schröder eng befreundet.
Von ihm stammen wesentliche Teile der Ashanti-Ausstellungen.
Der Königsthron ist über mehr als tausend Jahre im Besitz derselben Familie. Nach dem Ableben eines Königs bestimmt die Schwester des Verstorbenen, wer aus der Familie der Nachfolger auf dem Thron wird. Die Farbe des Königshauses ist Grün.
Im zum Schloss gehörenden Torhaus wurde ein Raum von ca. 300 qm ausgebaut und mit 40 lfd. Metern Wandvitrinen, 10 Standvitrinen und Schautafeln ausgestattet.
Hier sind ca. 500 Skulpturen, Bronzegefäße, Kleidungs- und Repräsentationsstücke aus verschiedenen Ländern Afrikas untergebracht, in Ergänzung des im Schloss befindlichen Afrikaraumes, der neben weiteren afrikanischen Ländern hauptsächlich auf die Republik Ghana ausgerichtet ist. Auch Erinnerungsstücke aus Namibia (früher Südwestafrika) sind hier beheimatet und ergänzen den im Schloss befindlichen Süd-West-Raum. Insgesamt können wir mit Fug und Recht sagen, dass wir eine der größten Afrika-Ausstellungen zu bieten haben und einem Vergleich mit jedem anderen Museum standhalten können.
Auch die Ureinwohner Australiens, die Aborigines, blicken auf eine alte Kultur zurück. Neben geschnitzten Kostbarkeiten, aus Naturfasern hergestellten Taschen und Fächern sowie kunstvoll gefertigtem Jagdgerät, präsentieren sie sich in der Ausstellung mit großzügigen Malereien in Naturfarben.
Musikinstrumente wie Didgeridoos geben dem Besucher das Gefühl der Klangfülle der Eingeborenenmusik. Eine Sammlung von Bumerangs ist ebenfalls zu sehen.
Die Südsee ist vertreten mit Exponaten aus dem Königreich Tonga, Bora-Bora, Samoa, Pitcairn-Island, der Osterinsel, Hawaii, Fidschi, Papua-Neuguinea und Vanuatu. Manfred O. Schröder hat von mehrfachen Besuchen auf den Tonga-Inseln eine überwältigende Anzahl verschiedener, mit Stammesemblemen bemalter sog. Tapa-clothes mitgebracht. Die großen Stoffbahnen aus Rindenbast sind zu Schutz derselben unter den Decken der einzelnen Räume befestigt worden. Auch zwei Tiki-Figuren von ca. 70 cm Höhe sind dazugekommen.
Neben Malereien auf Baumrinde und farbenfrohen Webereien aus Mexiko, Guatemala, Peru und Ecuador erzählen dekorativ gearbeitete Cowboysättel, Lassos und zahlreiche Darstellungen von den Indianern und der Besiedlung Amerikas durch die Weißen.
Eine Kopie der ersten Konstitutionsurkunde mit den wenigen damaligen Staaten der USA ist vorhanden.
Das Staatswappen von Mexiko mit dem Adler und einer Schlange im Fang wird auf einem Webteppich dargestellt.
Perlmuttarbeiten aus dem indischen Kaschmir, Bronzegüsse aus Thailand, Steinarbeiten von Bali und russische Lackmalereien erlauben dem Besucher einen lehrreichen Spaziergang durch die Kultur zahlreicher Länder der Erde.
Sogar Europa, der uns so vertraute Kontinent, kann mit faszinierenden Kulturzeugnissen aufwarten, beispielsweise mit Silberarbeiten und historischen Darstellungen aus England. Dem Vereinigten Königreich ist ein separater Raum gewidmet. Dieser enthält eine Kopie der Abdankungsurkunde des Königs Edward VII., mehrere Gemälde erfolgreicher Schlachten des 19. Jahrhunderts, jagdliche Darstellungen und Gegenstände.
Kunstvolle Lederarbeiten aus Ungarn sowie Ölgemälde oder aquarellierte Stadtansichten aus Polen werden gezeigt.
Russland dokumentiert sich in einem weiteren Raum mit Emblemen und Auszeichnungen der ehem. Sowjetunion und durch geschnitzte, ineinander geschachtelte Puppen, die einmal die Zaren, die großen Musiker und die verschiedenen Formen des verehrten Mütterchen Russland darstellen, sowie neben Aquarellen, durch ein Ölgemälde, ca. 1,20 x 1,80 m, das von der Revolution bis heute die Geschichte Russlands zeigt.
Neben Engels, Marx, Lenin und Liebknecht sind Rasputin sowie Zar Nikolaus I. mit der Zarin und den Kindern zu sehen, auf die ein Sowjetsoldat feuert. Großformatig sind die Türme des Kreml und der Auferstehungskirche in Petersburg abgebildet.
Schnitzwerk mit Einhorn-Motiv
Ein sensationelles Stück hat Generalkonsul Schröder in Manila gefunden und für die Sammlung zur Ausstellung in der Hubertushalle erwerben können. Es handelt sich um eine große Wandschnitzerei von 3,5 x 2,5 m. Nach der Begutachtung durch den Stiftungsvorstand und Museumsleiter Dr. Norbert Börste, Schloss Neuhaus, handelt es sich dabei um eine Tafel, die nach der Vorlage eines der berühmten sieben Teppiche (1495 – 1505) der ehem. Sammlung Rockefeller, New York, jetzt im Metropolitan Museum „The Cloister’s“ in New York, gearbeitet wurde. Das Motiv „Das Einhorn reinigt eine Quelle“ befindet sich auf der Vorderseite, die Rückseite zeigt Ausschnitte aus dem Motiv „Das Einhorn wird mit Lanzen durchbohrt“. Das großgeschriebene „AB“ auf der Mitte des Schnitzwerkes besagt, dass es angefertigt wurde zu Ehren der „Anne de Bretagne“, wahrscheinlich als Hochzeitsgabe anlässlich der Hochzeitsfeier mit Ludwig XII. im Jahr 1490. Alles erhellt durch den großen, antiken, kupfernen, mehrflammigen Kronleuchter aus dem Kloster Weingarten.
Die Rückführung des in den Niederlanden entstandenen Schnitzwerkes von Asien nach Europa stellt nicht nur einen Gewinn für diesen Kontinent dar, sondern eine große Errungenschaft und eine einmalige kulturelle Bereicherung für Neuenheerse und den Kreis Höxter.
Mehr zum Schnitzwerk erfahren sie hier: Archiv 2012 Archiv 2009